Deutsche Inline-Meisterschaften in Beerfelden setzen Maßstäbe

25.09.2015

Ski-Inline
Ganz großer Sport im Odenwald: „Wir haben mit unserer Veranstaltung Standards gesetzt“, so spricht Jürgen Wolf vom ausrichtenden Skiclub Beerfelden – er ist gleichzeitig Direktor Sportentwicklung beim DSV – mit Stolz über die gelungenen Wettbewerbe am Wochenende 19./20. September 2015. In der Tat: Der ausrichtende Skiclub Beerfelden hatte in der Vergangenheit keinerlei Berührungspunkte mit der Sportart Ski-Inline und hat es dennoch geschafft, den Athleten und Zuschauern eine Veranstaltung zu präsentieren, die in ihrer Professionalität und Durchgängigkeit selbst bei so hochkarätigen Wettbewerben nicht die Regel ist. Um selbst Details nicht dem Zufall zu überlassen, war freilich eine akribische Vorbereitung seit Herbst 2014 sowie die tatkräftige Unterstützung durch DSV, HSV und weitere Verantwortliche der ARGE Ski-Inline erforderlich. An den Veranstaltungstagen selbst konnte eine große Helferschar aus Beerfelden und verschiedenen Odenwälder Skiclubs akquiriert werden, welche die vorbildliche Planung umgesetzt hat. Die Konzeption war definitiv auf eine hohe Attraktivität für die Zuschauer ausgerichtet, was sonst oft nur ein Randthema ist. Dies zeigt sich in folgenden Punkten: Große Anzeigetafel mit Namen der Läufer; umfangreiches Informationsmaterial für die Zuschauer; Akkreditierungskarten zur Lenkung der verschiedenen Personengruppen; imposante Startrampe des TSV Degmarn; neu konzeptionierte und ständig befahrbare „Skitty-World“ für Zuschauer-Kinder. Und das Konzept hat gewirkt: Die „Oberzent-Metropole“ Beerfelden war wirklich im Sportfieber. Hunderte begeisterter Zuschauer säumten die Ränder der Strecke, die vom mittelalterlichen Galgen bis fast in die Stadtmitte führt. Dies alles hat für ein in dieser Sportart selten zu erlebendes Ambiente gesorgt.

Die Strecke selbst ist vom Gefälle her als moderat zu bewerten. Der schnelle Asphalt sorgte jedoch in Kombination mit mächtigen Startrampe des TSV Degmarn und den variantenreichen Kurssetzungen für anspruchsvolle Verhältnisse, die einer Deutschen Meisterschaft würdig waren. Das Wetter hielt sich nur teilweise an die „Spielregeln“. So sorgte am Samstag beim Riesenslalom ein Regenschauer kurz vor Ende der Kinderkonkurrenz für nassen Asphalt, was die Trainer dazu zwang, ihren Athleten kurzfristig und unerwartet die Regenrollen aufzuschrauben. Am Sonntag blieb es dann trotz einiger dunkler Wolken trocken, und die Bedingungen waren optimal.

Bei den Ergebnissen sind große Überraschungen freilich ausgeblieben. In der Damenkonkurrenz siegte Weltmeisterin Ann Krystina Wanzke vom DAV Neu-Ulm im Riesenslalom knapp und im Slalom mit deutlichem Vorsprung. Bei den männlichen Teilnehmern war ihr Teamkollege Manuel Zörlein ebenfalls in beiden Disziplinen der schnellste Starter, wie in zahlreichen Rennen zuvor. Da Zörlein noch in der U-21-Jugendwertung startet, seien auch die Sieger der männlichen Aktivenkonkurrenz erwähnt. Hier siegte Adrian Griesser (SV Rottweil) im Riesenslalom, während Joerg Bertsch vom TSV Degmarn den Sieg im Slalom holte. Mitfavorit Marco Walz (Steinenbronn) trat nur im Slalom an und schied nach Torfehler aus.

Aus Hessen waren 17 Inline-Sportler am Start. Vordere Platzierungen in ihren Altersklassen erzielten Markus Lohmann (Masters, SC Ewersbach - 3. Platz RS, 2. Platz Slalom), Walter Wölfle (Masters, SGK Rotenburg – 2. Platz RS, 3. Platz Slalom), Mia-Sophie Siegel (U8, SGK Rotenburg - 2. Platz RS), Noah Hüter (U8, SGK Rotenburg – 2. Platz RS) sowie Flynn Thamer (U12, SGK Rotenburg), der als einziger Hesse auf den obersten Podestplatz fahren konnte. Er siegte im Riesenslalom und belegte im Slalom den zweiten Platz.

Neu war der Wettbewerb „Skitty-Staffel“ der Landesverbände. Sechs Landesteams sowie die Inline-AG der örtlichen Grundschule nahmen an dem spannenden Staffelwettbewerb teil, bei dem je Staffel sechs Kinder unterschiedlicher Jahrgänge nacheinander den Hindernisparcours möglichst schnell bewältigen müssen. Für den HSV waren die trotz ihres „zarten“ Alters schon als Routiniers geltenden Skater Constantin Brandt, Tamina Rumpf, Jonas Frank und Nicolas Brandt am Start, ergänzt um das neue „Gesicht“ Lars Ebke (WSV Neustadt) und einen Teilnehmer aus Beerfelden. Das HSV-Team bewältigte den Kurs überzeugend, litt allerdings unter einer der ganz wenigen Organisationsschwächen dieser Großveranstaltung.

Im Gegensatz zu den anderen Teams gingen die Hessen davon aus, dass – wie von anderen Rennen gewohnt – unkorrekt passierte Hindernisse mit Zeitstrafen belegt würden. Dementsprechend „säuberer“ gingen unsere Athleten zu Werke. Sie weckten Hoffnungen auf einen Podestplatz, als erkennbar wurde, dass die anderen Teams erheblich größere Probleme mit den Hindernissen hatten. Eine klare Ansage zum Umgang mit Fehlern hatte es vorher nicht gegeben, und am Ende stellte sich heraus, dass auf Zeitstrafen verzichtet wurde. Die „Korrektheit“ kostete Zeit, so dass sich der HSV bei insgesamt geringen Laufzeitunterschieden auf Platz 6 von 7 Teams wiederfand. Die große Spannung und Begeisterung der Zuschauer hat jedoch bestätigt, dass dieses Team-Wettbewerbskonzept ein zielführender Ansatz ist.

Bericht:Oliver Frank
Bilder: Oliver Frank u. SC Beerfelden