Dorothea Wierer und Johannes Thingnes Bø siegen beim City-Biathlon in Wiesbaden

17.08.2021

Biathlon

Für Biathlon braucht man nicht unbedingt Berge, Minus-Temperaturen und Schneegestöber – das geht auch mitten im Hochsommer vor historischer Kulisse. Das beweist jedes Jahr der City Biathlon in Wiesbaden. Und auch bei der vierten Auflage dieses Biathlon-Wettkampfes am 15. August 2021 eroberten die Wintersport-Stars wieder das Zentrum der hessischen Landhauptstadt. Mit einem enormen Tempo bretterten die internationalen Weltklasse-Athleten aus zehn Nationen mit ihren Skirollern über den 1,6 Kilometer langen Rundkurs. Nur am „Bowling Green“ legten sie einen Zwischenstopp ein, um dort mit ihren originalen Kleinkaliber-Gewehren am 50 Meter langen Schießstand ihre Treffsicherheit zu demonstrieren. Rund 2.000 Zuschauer durften unter strengen 3G-Auflagen und dank eines umfassenden Hygiene-Konzepts das Schaulaufen der Olympiasieger, Weltmeister und Weltcup-Gewinner verfolgen. Bei strahlendem Sonnenschein sicherten sich bei den Männern der Norweger Johannes Thingnes Bø und bei den Damen die Italienerin Dorothea Wierer den Sieg.


Der Wiesbadener Titel bei den Herren geht in diesem Jahr wieder an einen Bø – bei der Premiere 2018 gewann Johannes, ein Jahr später war Tarjei an der Reihe. Schon die Qualifikation fiel zu Gunsten des Brüder-Paares aus, das zusammen 45 Medaillen bei Weltmeisterschaften und 92 Weltcup-Erfolge vorweisen kann. In der Qualifikation hatte Tarjei die Nase vor seinem Bruder. Im Finale setzte sich aber wiederum der rund fünf Jahre jüngere Johannes durch. Tarjei stürzte zweimal, weil sich seine Bindung öffnete. Der elfmalige Weltmeister konnte das Rennen nicht beenden, blieb aber abgesehen von ein paar Schürfwunden unverletzt. Nach faszinierenden Duellen mit spannenden Überholmanövern belegte der junge Russe Said Karimulla Khalili den Silberrang. Schon drei Mal war Lukas Hofer beim City Biathlon am Start. Mit seinem dritten Platz fuhr er nun sein bestes Ergebnis ein. Absolut zufrieden darf auch Roman Rees mit Position vier sein. „Ich wollte in die bessere Hälfte des Tableaus kommen, das hat geklappt. Und was ich heute auch mitnehme: Wenn ich ein gutes Gefühl beim Schießen habe, es auch durchzubringen. Das ist mir gelungen“, erklärte der Freiburger und meinte zum Event: „Zuschauer sind wichtig für die eigene Motivation – das habe ich extrem vermisst. Da kommt Stimmung auf, die einem noch einmal einen Schub gibt.“ Hinter dem Deutschen lief der Ukrainer Dmytro Pidruchnyi über den Zielstrich, gefolgt von Jakov Fak aus Slowenien. Auf den hinteren Plätzen landeten zwei DSV-Athleten. Philipp Nawrath wurde Siebter. Doch der 28-jährige Allgäuer musste kurzfristig für den zwei Tage zuvor erkrankten Felix Leiter aus Österreich einspringen. Die rote Laterne ging an Erik Lesser. Der Thüringer kam abgeschlagen ins Ziel. „Ich habe noch keine Trefferanalyse gemacht. Aber es war sehr heiß – doch das war es für alle, daher will ich keine Ausreden suchen. Dass ich 90 Sekunden in der Penalty-Box verbringen musste, das geht nicht. So gewinnt man kein Rennen“, analysierte der Doppel-Weltmeister von Kontiolahti.

Im vergangenen Jahr musste sie passen – die strengen italienischen Pandemie-Regeln verhinderten eine Teilnahme von Dorothea Wierer. Jetzt war die zweifache Gesamtweltcup-Gewinnerin wieder am Start und stand zum ersten Mal an der Spitze. Die Südtirolerin setzte sich mit einer sehr starken Vorstellung souverän gegen die Vorjahressiegerin Julia Simon aus Frankreich durch. „Das war ein hartes Stück Arbeit, die Hitze hat es sehr schwer gemacht. Aber es war cool, noch einmal internationalen Druck zu spüren. Das tut gut, die Anspannung in einem richtigen Rennen zu fühlen“, erklärte Wierer. Julia Simon konnte die Tschechin Markéta Davidová hinter sich lassen. Position vier sicherte sich die Ukrainerin Dzhima, die Olympiasiegerin von Sotschi 2014. Schlusslicht in der Qualifikation wurde Monika Hojnisz-Starega. Diese Platzierung war leicht zu erklären, passierte der Polin doch ein bedauerliches Missgeschick. Ihre Waffe kam nicht rechtzeitig am Flughafen in Frankfurt an, so musste die Athletin in der Quali mit einem geliehenen Gewehr antreten. Für das Finale war es aber mittelweile eingetroffen und nach einem kurzen Einschießen machte sie mit dem fünften Rang noch einmal Boden gut. Hinter der 29-Jährigen reihte sich die dreifache Weltmeisterin Ingrid Landmark Tandrevold aus Norwegen ein. Für die beiden deutschen Vertreterinnen blieben wie bei den Herren nur die letzten Plätze. Janina Hettich kam auf Rang acht, vor der 23-jährigen Vanessa Voigt aus Schmalkalden. „Im vergangenen Jahr Platz acht, nun schon wieder. Ich weiß nicht, was da heute schiefgelaufen ist“, erklärte Hettich, der besonders durch ihre fehlerhafte Schießleistung ein besseres Ergebnis verwehrt blieb. Doch die DSV-Athletin ergänzte: „Es war superschön. Ein tolles Gefühl, wieder vor Zuschauern zu laufen. Die haben uns wahnsinnig gut angefeuert. Ich hatte trotzdem Spaß beim Wettkampf.“

„Wir sind sehr stolz, bereits das vierte Mal den City Biathlon in Wiesbaden auszutragen. Was gibt es Besseres, als so eine Veranstaltung, mit der Wiesbaden in die Welt getragen wird. Einen großen Dank möchte ich an alle Ehrenamtlichen aussprechen, ohne die so eine Veranstaltung nicht möglich wäre“, sagte Wiesbadens Stadträtin Helga Tomaschky-Fritz, die zusammen mit Dr. Gerhard Obermayr den Startschuss gab. Und der Stadtverordnetenvorsteher der Landeshauptstadt Wiesbaden meinte: „Mit dem City Biathlon präsentiert sich die Landeshauptstadt als junge, aktive, dynamische Sportstadt mit vielen Facetten. Dieser Publikumsmagnet ist ein tolles Aushängeschild für Wiesbaden.“„Der City Biathlon in Wiesbaden ist immer ein spannender Appetithappen, der einen ersten Vorgeschmack auf die anstehende Biathlon-Saison gibt. In Zeiten der Pandemie ist es aber wahrlich nicht einfach, solche sportlichen Großveranstaltungen zu organisieren. Doch ist es vorbei und alles rundum gelungen, dann weiß man, für was man sich reingehängt hat. Das fühlt sich dann auch an wie ein Sieg – ein Erfolg des Sports gegen alle Widrigkeiten“, sagt Ralf Niedermeier, der Geschäftsführer des Veranstalters n plus sport GmbH. Und der Blick richtet sich schon auf die fünfte Auflage, wenn der City Biathlon wieder ein Glanzpunkt im sportlichen Veranstaltungskalender der Stadt setzen wird.

Bericht und Bilder: nplus