Stephan Leyhe beendet Vierschanzentournee sensationell auf dem 8. Platz der Gesamtwertung

09.01.2017

Skisprung
Was für Turbulenzen auf allen Ebenen beim dritten Springen der Vierschanzentournee auf der Bergiselschanze in Innsbruck, wo es witterungsbedingt nur einen Durchgang gab. Nach der krankheitsbedingten Abreise von Severin Freund und Martin Hayböck holte sich der Norweger Daniel Andre Tande mit 128,5 Metern und 127,7 Punkten den Sieg. Die Namen der Springer dahinter hatte wohl niemand auf dem Podest erwartet, sie hatten das Glück der guten Windbedingungen ausgenutzt. Zweiter wurde mit Robert Johansson (133 Meter/123,1 Punkte) ebenfalls ein Norweger. Auf den dritten Platz kam der Russe Evgeniy Klimov (127/ Meter/119,1 Punkte). Polens Olympiasieger Kamil Stoch (120,5/117,4), der im Probedurchgang nach einem Sprung auf 127 Meter gestürzt war und sich die Schulter verletzt hatte, wahrte seine Ambitionen auf den Tournee-Gesamtsieg als Vierter. Federn lassen musste dagegen Österreichs Hoffnung Stefan Kraft. Nach nur 116 Metern büßte er mit 103,3 Punkten viele Zähler ein. Bester deutscher Starter in Innsbruck war der Hesse Stephan Leyhe vom Ski-Club Willingen, der schon in der Probe mit 127 Metern voll überzeugt hatte. Im Wettkampf gelangen dem Schwalefelder kurz vor seinem 25. Geburtstag 120,5 Meter, was mit 113 Punkten Platz 11 bedeutete. Damit hat der Weitenjäger nur knapp die zweite Top Ten-Platzierung bei der Tournee verpasst. Leyhes Teamkollegen Andreas Wellinger (119/110,7), Karl Geiger (125/110,0) und Richard Freitag (114/97,6) belegten die Ränge 13, 15 und 30. Federn lassen musste leider auch der Top-Mann des DSV in dieser Tournee. Markus Eisenbichler kam bei wenig guten Bedingungen nur auf 112 Meter, was mit 97 Punkten Platz 31 bedeutete. Dennoch nahm er es nicht zu tragisch im ARD-Interview mit Inken Pallas: „Es ist halt einfach windig, mal hat man es gut, mal hat man es schlecht. Ich hoffe jetzt auf den zweiten Durchgang. Wehe, die brechen ab“, so Eisenbichler. Dennoch war nach den K.o.-Duellen des ersten Durchgangs, der auf Grund der vielen Windunterbrechungen rund eineinhalb Stunden gedauert hatte, Schluss. „Wir könnten mit dem Finaldurchgang erst gegen 16 Uhr starten, da sind wir draußen aus der Sicht, die wir brauchen, um einen Durchgang mit 30 Springern von einer halben Stunde durchzubringen“, sagte FIS-Renndirektor Dr. Walter Hofer zur Begründung für die nachvollziehbare Jury-Entscheidung. An der Bergiselschanze in Innsbruck gibt es kein Flutlicht. Ein tolles Finale gab es dann in Bischofshofen. Auf der Paul-Ausserleitner-Schanze (HS 140) holte sich Polens Top-Mann Kamil Stoch mit 134,5 und 138,5 Metern und 289,2 Punkten nicht nur den Tagessieg, sondern auch den Erfolg in der Gesamtwertung. Der Doppel-Olympiasieger ist damit nach dem großen Idol Adam Malysz der zweite Pole, der am Ende als Triumphator der Tournee den „goldenen Adler“ gewinnt. Zuvor waren die Würfel bereits gefallen, als der Norweger Daniel Andre Tande mit einem völlig verkorksten Finalsprung auf nur 117 Meter weit zurückfiel und einen Sturz nur mit viel Glück vermeiden konnte. Der Weg war frei für Stoch. Zweiter in Bischofshofen wurde Michael Hayböck, der nach seinem Magen-Darm-Infekt und dem Verzicht auf Innsbruck stark zurückkam. Mit 130,5 und 142 Metern und 283,3 Punkten war er beim rot-weiß-roten Heimspiel bester Österreicher. Auf den dritten Platz kam der Pole Piotr Zyla (131+137 Meter/275,8 Punkte). Er nutze das Missgeschick von Tande auch in der Gesamtwertung und fing den Norweger noch ab. Damit gab es in der Tournee-Wertung durch Stoch (997,8 Punkte), der insgesamt bei allen sieben Springen auf 943,5 Meter kam, und seinen Landsmann Zyla (962,5) einen polnischen Doppelsieg vor dem am Boden zerstörten Tande (941,8). Richard Freitag (130,5+134/267,4) war in Bischofshofen als Sechster bester deutscher „Adler“. Er hatte zuvor sogar das K.o.-Duell gegen Österreichs Stefan Kraft gewonnen. Stephan Leyhe hatte im ersten Durchgang schlechten Wind. Die 126,5 Meter brachten den Schwalefelder zunächst auf Rang 15. Im Finale steigerte sich der Upländer Weitenjäger auf 132 Meter und machte mit 259,9 Punkten als Achter noch sieben Plätze gut. Ein fantastischer Abschluss einer unglaublichen Tournee für Stephan Leyhe, der in der Gesamtwertung als zweitbester Deutscher hinter Markus Eisenbichler (924,4) auf Platz sieben mit 911,1 Punkten direkt dahinter als Achter durchs Ziel ging. Vor der Tournee hätte das wohl niemand für möglich gehalten, jetzt war es mit der zweiten Top Ten-Platzierung bei den medial wichtigsten Springen der Saison der Sprung in die Weltelite. Darauf im ZDF angesprochen, sagte Stephan Leyhe wie immer bescheiden: „Weltklasse, da ist glaube ich noch ein bisschen Platz, Top Ten wäre super.“ Kurz darauf war das große Ziel erreicht. Mit Karl Geiger (127+132/259,0) auf Platz neun kam noch ein weiterer DSV-Skispringer unter die ersten zehn Starter. Markus Eisenbichler (128,5+128,5/255,4) wurde diesmal 13. Schlecht lief es für Andreas Wellinger. Gestern noch strahlender Sieger der Qualifikation mit neuem Schanzenrekord (144,5 Meter), unterlag er im direkten Duell mit 123 Metern seinem Teamkollegen Eisenbichler und verpasste auch den Sprung unter die fünf besten Verlierer (Lucky Loser). Damit war das Finale futsch. Bundestrainer Werner Schuster war im Interview nur bedingt zufrieden mit dem Abschneiden, auch wenn Markus Eisenbichler und Stephan Leyhe überzeugten. „Platzierungsmäßig war das nicht, was man erhofft hatte, aber mannschaftlich war es nicht schlecht. Eisenbichler hat sein bestes Tournee-Ergebnis erreicht, Stephan Leyhe war zweimal in den Top Ten. Es ist aber schwer ohne den Kapitän Severin Freund“, so Schuster im ZDF-Interview. Das Potenzial sei groß, und er werde alles dafür tun, dass „wir das Potenzial der Mannschaft ausschöpfen.“

Stephan Leyhe: “Ich bedanke mich bei allen, die mit mir mitgefiebert haben. Gestern der Tag mit dem dritten Platz in der Quali an meinem Geburtstag war genial. Heute in Bischofshofen war mein erster Sprung leider nicht ganz so gut, der zweite aber schon. Gedacht hätte ich das vor der Tournee nie, dass ich Achter werde. Ich bin überglücklich.“ Bericht: Dieter Schütz
Bild: Heinz Koch

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