Willingen ist bereit für Weltcup ohne Zuschauer

27.01.2021

Skisprung

Der Weltverband FIS hat am Donnerstag bei der Schneekontrolle für den Willinger FIS Skisprung Weltcup vom 29. bis 31. Januar auf der Mühlenkopfschanze grünes Licht gegeben. Die größte Großschanze der Welt wurde in den letzten Tagen vom Team um den Schanzenchef Andi Rohn mit rund 4.000 Kubikmeter Schnee präpariert und präsentiert sich schon jetzt in einem guten Zustand. Am vergangenen Wochenende wurde die Eisspur in den mit rund 8000 Liter vereisten Anlauf gefräst. Schon am Donnerstag vor dem Weltcup soll die Schanze von den Technischen Delegierten der FIS endgültig abgenommen werden und sprungbereit sein.

Vom 5. bis 7. Februar werden dann noch vier Continental Cup-Wettbewerbe im nordhessischen Weltcup-Ort am Rande des Sauerlandes ausgetragen werden. Der neue Weltcup-Direktor Sandro Pertile hat sich nach Auskunft von OK-Präsident Jürgen Hensel schon jetzt bei den Free Willis für ihren Einsatz für die Wettkämpfe ohne Publikum bedankt. „Es läuft gut. Es regnet nicht mehr und ist auch wieder kälter“, beschreibt Rohn die Situation und den Wetterbericht. Ab dem Wochenende begannen auch die Aufbauarbeiten des Fernsehens für die ohne Publikum an der Schanze diesmal noch wichtigeren und wertvollen Fernsehübertragungen, auf die sich die Fans schon jetzt freuen können.

In Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen oder Innsbruck, ja selbst in Planica oder Zakopane sind die Eisenbichlers, Geigers & Co. im Training schon unter sich gewesen und kennen die Atmosphäre ohne Zuschauer. Keine Skisprung-Fans in der Party-Hochburg Willingen? Das ist kaum vorstellbar! Deshalb ist das Sprecherteam am Mühlenkopf mit Gunnar Puk und Jürgen Bangert, dem im ganzen Sauerland bekannt und beliebten DJ Tony Kaufmann von den NRW-Lokalradios und dem Puk-Assistenten Matthias Schulze schon seit Wochen dabei, sich auf die "Geisterspringen" am Mühlenkopf auf der größten Großschanze der Welt einzustimmen. Und im Internet haben sie bei Spotify unter dem Stichwort Skisprung-Party Willingen schon eine Playlist ins Netz gestellt für alle die, die zuhause vor dem Fernsehschirm bei Glühwein und einer Bratwurst aus Mutters Küche einen Telemark vom Sofa aus wagen wollen. Nahezu akribisch hat sich Puk, dessen Vater Rainer schon als "Stimme vom Mühlenkopf" die Fans informiere und ob seiner markigen Sprüche bekannt war, auf die drei Tage vom 27. bis 29. Januar vorbereitet.

"Die Wintersport-Übertragungen helfen doch gerade mit, zu Hause zu bleiben und sich so die Zeit zu vertreiben", sagt Puk, der bei einem Kurztrip ins heimische Willingen kürzlich erstaunt gewesen ist, "wo überall Autos parken und die Menschen trotz Corona mit Kind und Kegel, Maske und Schlitten in die Natur streben." An der größten Großschanze der Welt hat Puk das neue Sprecherhäuschen im Auslauf inspiziert, aus dem ab sofort die Stimmung kommen soll und muss. Zumindest ein Lied fehlt aber auf der Playlist: das der Waldecker, das im vergangenen Jahr beim sensationellen Triumph von Stephan Leyhe auf seiner "Heimschanze" wie versprochen nach der Deutschland-Hymne vom Band eingespielt und von tausend Kehlen mitgesungen worden war. Der "Upland-Adler" hofft, nach seinem Kreuzbandriss, Operation und Reha im nächsten Winter auch wieder in Willingen am Start zu sein. In die Situation seiner Teamkameraden kann sich der Gesamt-Dritte der Saison 2018/19 gut hinein denken: "Es fehlt das "ziiieh" und "oooh" (lacht). Natürlich springen wir auch sonst an Orten, wo wenige Zuschauer sind. Aber wenn wir in Deutschland springen, dann ist immer viel los. Das wird jetzt die Kunst, den Sieg auch in einem leeren Stadion so extrem zu wollen und die Prozentpunkte ganz allein rauszuholen. Ich mache mir bei den Routiniers keine Sorgen." 

Für die deutschen Skispringer war es aber eine besondere Situation, gerade in Oberstdorf oder in Garmisch in ein leeres Stadion zu springen. Das fühlte sich an wie ein aufgewertetes Training. Aber am Ende ist es immer noch die Vierschanzentournee. Ein bisschen "Remmidemmi" wollen Puk, Bangert & Co. zumindest beim Kult-Weltcup "Willingen/6" für die weltbesten "Adler" machen.

Bericht und Bilder: F. Göbel